Aesculus hippocastanum - Familie der Seifenbaumgewächse
Vermutlich stammen alle europäischen Rosskastanien von den Kastanien ab, die die Osmanen im 16. Jahrhundert, während der Belagerung von Wien mit nach Mitteleuropa gebracht haben. Die Kastanie war bis dahin bei uns unbekannt!
Die osmanischen Reiter nutzten die Früchte bei Pferde-Husten - daher wohl auch der Name "Rosskastanie".
Von Wien aus verbreitete sich die Rosskastanie als "Modebaum" durch ganz Europa. Zunächst in königlichen und fürstlichen Schloss-Parks und Alleen, später in Biergärten.
Ein Kastanienbaum kann bis zu 300 Jahre alt werden.
Die üppigen Blüten sind eine gute Bienenweide, die Früchte nahrhafte Speise für Wildtiere.
Samen, Blätter, Blüten und die junge Rinde können verwendet werden.
Inhaltsstoffe:
Blätter - das Cumarin Aesculin, Rutin, Gerbstoffe
Blüten - das Saponinmischung Aescin, Gerbstoffe, Flavonoide
Samen - das Saponinmischung Aescin (unreife Samen enthalten deutlich mehr davon), Flavonoide, Cumarin Aesculin, Gerbstoffe, Bitterstoffe
Samenschalen - Proanthocyanidine
Rinde - Aesculin, Flavonoide, Allantoin, Flavonoide, Gerbstoffe.
Aesculin fördert die Durchblutung, regt den Stoffwechsel an, absorbiert UV-Strahlung (Verwendung in Gletschersalben)
Gerbstoffe wirken zusammenziehend und dadurch gefäßstabilisierend
Flavonoide wirken gefäßstabilisierend und entzündungshemmend
Die Kastanie ist eines unserer wichtigsten venenstärkenden pflanzlichen Heilmittel.
Sie ist hilfreich bei Krampfadern, Hämorrhoiden und Blütergüssen.
Tinktur aus Rosskastanien
Kastanien ohne Schale klein schneiden, evtl. im Mixer zerkleinern. Die Kastanienstücke in ein sauberes, verschließbares dunkles Glas geben. Bis zur Hälfte füllen. Das Glas mit ca. 35 - 40ig %igem Alkohol auffüllen. Verschließen. An einem warmen, nicht sehr sonnigen Platz 3-4 Wochen ausziehen lassen, immer wieder vorsichtig schütteln. Durch einen Teefilter oder feines Sieb abfiltern und in einer dunklen Flasche aufbewahren. Beschriften.
Die Tinktur ist 1 Jahr haltbar.
Nur äußerlich anwenden: bei Krampfadern, Venenbeschwerden, Hämorrhoiden.
Mit einem Steinkleeölauszug lässt sich ganz einfach eine Schüttelotion herstellen.
Tinktur und Öl 1:1 mischen, in eine Sprühflasche geben. Vor dem Auftragen gut schütteln, damit sich die Öl- und Alkoholphase verbindet.
Diese Anwendung ist hautfreundlicher. Alkohol trocknet, bei häufigem Auftragen, die Haut aus.
Tinktur aus Rosskastanienblüten
Blüten vom Stiel abzupfen, in ein weithalsiges, dunkles Glas geben. Das Glas zu ca. 2/3 Drittel mit den Blüten füllen und mit ca. 35 - 40ig %igem Alkohol auffüllen. Verschließen. Ca. 10 Tage bei Zimmertemperatur stehen lassen, immer wieder schwenken. Abseihen. In einer dunklen Flasche aufbewahren. Beschriften.
Die Tinktur ist 1 Jahr haltbar.
Anwendung wie oben beschrieben. Die Blütentinktur ist sanfter in ihrer Wirkung.
Waschmittel aus Rosskastanien - der heimischen Waschnuss
Dieses Waschmittel ist fast kostenlos und frei von chemischen Zutaten und ganz einfach herzustellen. Die Kastaniensamen enthalten viel Saponine - waschaktive Substanzen, wie sie auch im Seifenkraut vorkommen.
Frische Kastanien lassen sich leicht schneiden. Trockne lege ich zwischen zwei alte Geschirrhandtücher auf ein Backbrett und zerkleinere sie grob mit einem Hammer. Die braunen Schalenstücke werden entfernt.
Feines Pulver entsteht in einem Mixer. Das Pulver wird auf einem Backblech getrocknet, am besten bei 50 Grad und leicht geöffneter Backofentür (Kochlöffel einklemmen). Getrocknet wird so lange, bis sich das Pulver richtig trocken anführl. Das Pulver wird in einem Glas aufbewahrt.
Vom Pulver nehme ich ca. 3 EL auf 1/2 Liter warmes Wasser, 30 Minuten ziehen lassen, abfiltern und in die Waschmaschine geben.
Bei sehr hartem Wasser kommt noch 1 EL Natron oder 1 EL Wasch-Soda dazu.
Weiße Wäsche neigt mit Rosskastanien-Pulver zum Vergrauen. Hier leistet eine Sauerstoffbleiche Abhilfe (gibt es im Bioladen oder Drogeriemarkt).
Literatur
Heilpflanzenpraxis heute
Siegfried Bäumler - Urban und Fischer
Lehrbuch Heilpflanzenkunde
Ursel Bührung - Haug Verlag
Westliche Pflanzen und ihre Wirkungen in der TCM
Rita Traversier - Haug Verlag
Die beschriebenen Heilwirkungen von Heilpflanzen und deren Anwendung haben ausschließlich informativen Charakter.
Ich übernehme keine Garantie und Haftung für die genannten Anwendungsmöglichkeiten.
Ich empfehle hinsichtlich eigener Anwendung ausdrücklich Rücksprache mit einem Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker.
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