Die Linde - Herzbaum, Tanzbaum, Gerichtsbaum, Familienbaum, heiliger Baum
- 28. Juni 2022
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Juli
Sommerlinde - Tilia platyphyllos Winterlinde - Tilia cordata
Familie der Malvengewächse
Der Hochsommer beginnt mit der Lindenblüte!
Unter Linden - drei Winter-Linden in Moosach - ein ganz besonderer Platz! Hier sammle ich die Blüten, genieße ihren Duft und lausche dem Summen und Brummen.
Die Blätter der Winterlinde sind kleiner als die der Sommerlinde und sie haben ungefähr 5-7 Blüten pro Blütenstand.
Wenn die Bienen in den Linden schwirren, kann geerntet werden. Die Erntezeit dauert nur wenige Tage! Gesammelt werden die Blüten samt dem pergamentartigen Hochblatt an trockenen, sonnigen Tagen. Zum Trocknen luftig im Schatten auslegen. Anschließend in Papiertüten lagern.
Geschichten und Mythen über Linden finden sich in fast allen europäischen Kulturen.
Immer steht sie für Milde, Sanftmut, Gemeinschaft und Schutz - als große, gütige Mutter.
Die Germanen weihten sie der Göttin Freya, für die alten Griechen war sie der Baum der Aphrodite.
Nach der Chistianisierung wandelten sich die heidnischen Göttinnen in die Gottesmutter Maria.
Heute finden wir viele alte, heilige Linden, wie die 1000jährigen Linden auf der Fraueninsel, Weihenlinden in Bruckmühl oder die Tassilolinde beim Kloster Wessobrunn.
In Deutschland gibt es ungefähr 850 Ortsnamen die auf die Linde zurückgeführt werden können.
Ein Verzeichnis von alten, markanten Bäumen findet Ihr hier.

Dichter und Sänger, wie Walter von der Vogelweide oder Heinrich Heine, beschrieben sie als Baum der Liebe und der Geselligkeit.
Dorflinden standen mitten im Ort und dienten als Versammlungs-, Gerichts- und Tanzplatz. Unter Linden sollen die Urteile milder ausgefallen sein.
FotoGraupner AdobeStock
Heilkunde
Hildegard von Bingen empfahl die Blätter bei müden Augen und Lindenwasser zur Schönheitspflege.
Lindenblüten werden noch nicht so lange in der Volksheilkunde verwendet. Erst ab dem 17. Jahrhundert sind sie in Kräuterbüchern aufgeführt. Dort wird der Blütentee bei Nervosität, als Einschlafhilfe und bei Erkältungskrankheiten, Husten empfohlen.
Pfarrer Kneipp empfiehlt sie bei "altem Husten, Verschleimungen der Lunge und Luftröhre, bei Unterleibsschmerzen, Verschleimung der Nieren."
Die Blüten können getrocknet oder frisch zu Likör, Tinktur oder einem Ölauszug verwendet werden. Als Sirup, Gelee oder im Apfelsaft schmecken sie sehr gut.
Die jungen Blätter sind auf einem Butterbrot, im Salat oder in Smoothies ein Genuss.
Aus Lindenbast fertigten unsere frühen Vorfahren Seile, Körbe, Textilen und Verbandsmaterial.
Als Tee sollte der Bast bei Geschwüren hilfreich sein.
Lindenholzkohle half bei Durchfall, Geschwüren und war ein Zahnreinigungspulver.
Inhaltsstoffe der Blüten u.a.:
Schleimstoffe - bei Hustenreiz und Halsschmerzen
ätherische Öle - beruhigen
Flavonoide - entzündungshemmend, antioxidativ
Gerbstoffe - antibakterielle, entzündungshemmend
Kräuterpfarrer Weidinger schreibt: "trockene Haut schreit nach Lindenblütentee".
Er empfiehlt den Tee als Ganzkörper-Waschung.
Zum Schutz und Beruhigung bei empfindlicher Haut.
"Am Abend den Körper mit Lindenblütentee abgerieben und 1 Tasse Tee mit Honig gesüßt getrunken, verhilft zu einer ruhigen Nacht und läßt morgens entspannt aufstehen.
Denn Lindenblütentee wirkt stark krampflösend."
Rezepte
Lindenblütenöl
Lindenblüten an einem warmen, sonnigen Tag spätnachmittags ernten.
Heißauszug (nach Rudi Beiser)
Lindenblüten frisch oder getrocknet, gut zerkleinern oder mörsern, in ein Becherglas geben
und mit Öl begießen, sie müssen gut bedeckt sein. Die Pflanzen-Öl-Mischung im
Wasserbad erwärmen, bis das Öl eine Temperatur von ca. 60 Grad erreicht
hat. Diese Temperatur 2-3 Stunden halten, immer wieder umrühren. Die Mischung kann
über Nacht stehen bleiben, am nächsten Tag kurz erwärmen und abseihen.
Frische Pflanzen nicht auspressen.
Durch einen Papierteefilter abfiltern und in dunklen Flaschen aufbewahren.
Verwendete Mengen bei Heißauszügen:
ungefähr 20g frische Pflanzen auf 100g Öl
ungefähr 10g getrocknete Pflanzen auf 100g Öl
Der Ölauszug ist ca. 1 Jahr haltbar.
Er ist hilfreich bei Unruhe, Einschlafproblemen und bei leichtem Sonnenbrand.
Gut als Massageöl, Zusatz zu einer Lindenblüten-Creme, als Badeölzusatz oder für die Babypflege!
Lindenblütentinktur
Gut zerkleinerte frische oder getrocknete Blüten mit 70ig%igem Alkohol in ein großes, verschließbares Glas füllen und verschließen. Dieser Ansatz darf 1-2 Wochen durchziehen.
Nicht in die Sonne stellen. Täglich schütteln.
Durch ein feines Teesieb abseihen und in einer dunklen Flasche aufbewahren, beschriften.
Mischungsverhältnis:
frischen Lindenblüten: 50g Blüten auf 100g Alkohol.
getrocknete Lindenblüten: 50g Blüten auf 250g Alkohol
Die Tinktur ist 1 Jahr haltbar.
Hilfreich bei Erkältungen, Unruhe und Einschlafproblemen oder in einen Lindenblütenbalsam geben.
Lindenblüten-Gesichtswasser für trockene und gereizte Haut
2 TL Lindenblüten mit 250 ml kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Durch einen Teefilter seihen und abkühlen lassen. In eine saubere, mit Alkohol desinfizierte Sprühflasche füllen. Als erfrischendes Gesichtsspray für heiße Tage oder auch als Augenkompresse anwenden.
Das so hergestellte Wasser ist nur 1-2 Tage haltbar!
Kalter roter Lindenblütentee - ein sommerlicher Durstlöscher und hilfreich bei Hitzewallungen
1 Handvoll Lindenblüten mit 1 Liter kaltem Wasser übergießen. Über Nacht ziehen lassen, abseihen, evtl. süßen oder mit Zitronenscheiben genießen!
Lindenblüten-Oxymel - Sauerhonig
natürlich kann aus Lindenblüten auch ein wohltuendes Oxymel angesetzt werden. Eine Mischung mit Holunderblüten und/oder Rosenblüten ist auch sehr fein.
Das Grundrezept zur Herstellung von Oxymel findest Du hier:
Lindenblüten-Pannacotta
eine Handvoll frische Lindenblüten in der Sahne erwärmen und über Nacht stehen lassen.
Dann wie gewohnt Pannacotta herstellen.
tröstliches Kräuterkissen
mit Lindenblüten, Holunderblüten, Melisse und Rosenblättern.
Getrocknete Pflanzen mischen und in ein kleines Kissen (aus einem Naturmaterial wie Baumwolle oder Leinen) füllen
verwendete Literatur, zum Weiterschmökern:
Hermann-Josef Weidinger - Sprich mit Deiner Haut - Verlag Freunde der Heilkräuter
Moser/Thoma - Sanfte Medizin der Bäume - Goldmann-Verlag
Karin Greiner - Bäume in der Küche und Heilkunde - AT-Verlag
Adelheid Lingg - Bäume und die heilende Kraft des Waldes - Kosmos-Verlag
Rudi Beiser - Zeitschrift "Heilpflanzen" Haug-Verlag
www.kraeuterweisheiten.de
Die beschriebenen Heilwirkungen von Heilpflanzen und deren Anwendung haben ausschließlich informativen Charakter.
Ich übernehme keine Garantie und Haftung für die genannten Anwendungsmöglichkeiten.
Ich empfehle hinsichtlich eigener Anwendung ausdrücklich Rücksprache mit einem Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker.












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